9. Etappe. CAMARGUEweite.
[deutsch, Français, English] 9. Etappe: In die Camargue mit ihren Weinreben, Reisfeldern und Weiten. Dans la Camargue Pavec ses vigne, rizières et les plaines. In the Camargue with ist vineyards, rice fields and vastness. Auf dem Weg ins Departement Hérault lassen wir Arles links liegen und bewältigen die Weiten der Camargue.
Villeneuve-lèz-Avignon – Beaucaire/Tarascon.
Nach einem leckeren Frühstück, einem technischen Check der Fahrräder fahren wir los, als die Sonne den Nebel vertreibt. Die Rushhour treibt auf Avignon zu. Sobald wir die Vororte hinter uns lassen, fahren wir auf der Straße weiter. Das Ziel ist es heute nach La Grande Motte ans Meer zu kommen, ohne allzu lange in der zu erwarteten Hitze von über 30°C zu fahren.
Kurz hinter Villeneuve legen wir unter den Eisenbahnbrücken einen kurzen Halt ein. Nein, es wird nicht der TGV, aber ein Regionalzug, der fürs Foto darüber rollt.
Es läuft recht flott, so lange wir den Fahrradweg meiden. Auch hier ist wieder ein provisorischer Streckenabschnitt, den wir nicht testen wollen.
Beaucaire/Tarascon – Etang du Scamandre.
Recht schnell erreichen wir Beaucaire und das auf der gegenüberliegenden Rhôneseite liegende Tarascon. Die Festungen sehen mächtig aus, die Altstadt befindet sich hinter einer Festungsmauer. Am Hafen entlang verlassen wir die Stadt Richtung Südwesten.
Wir treffen auf ein altes Kreuz und davor entdecken wir ein altes Michelin Ortshinweis-Schild. Danach fahren wir endlos, kreuz und quer durch die Felder und Rebzeilen. Manchmal frage ich mich, ob eine Kommune oder ein Departement die Finanzierung des Radwegs nach Anteil Kilometer erhält und dafür die längst möglichen Wege aussucht.
Es kommt mir vor, als ob die Wegeauswahl zunächst gewürfelt wird und anschließend die Reise nach Jerusalem mit den Schildern gespielt wird – das wichtigste Schild fehlt immer. So verpassen wir wohl auch die erste Abfahrt, da wir nicht nach Arles fahren wollen. Wir nehmen dann den nächsten Querweg.
Die Wege sind teilweise schlecht bis sehr schlecht, die Wege führen hin und – gefühlt – wieder zurück. Dann treffen wir auf das erste Reisfeld. Es werden noch viele Reisflächen folgen.
Camargue.
Immer wieder treffen wir auf den Canal du Rhône à Sète. Und die Landschaft verändert sich. Es tauchen nach und nach einzelne Etang – große Seen – auf. Die Felder und Seen sind über Bewässerungskanäle verbunden. Und tatsächlich sieht man vereinzelt Pferde oder Rinderherden.
An einer endlos langen Straße ist eine Schleusenabsperrung. Auf die klettern wir kurzerhand hinauf, um einen Überblick über die Gegend zu bekommen. Dann biegt diese endlos lange Straße in den endlos langen Canal ein.
Die ersten Flamingos tauchen auf, die in den Gewässern stehen, die den Kanal auf beiden Seiten säumen. Und auf einmal wechselt der Duft. Den ganzen Tag haben uns Ginster und Feige begleitet. Und jetzt, jetzt kommt der Salzgeruch vom Meer. Auf der linken Kanalseite taucht das bekannte Logo von La Baleine auf – wir passieren eine Saline. Und kurz darauf erreichen wir Le Grau du Roi.
La Grande Motte.
Nach dem ersten Blick aufs Meer fahren wir weiter. Wir wollen in La Grande Motte übernachten. Nachdem wir ein Hotel gefunden haben – wir haben auch heute nicht vorher reserviert – duschen wir zuerst den Staub der Straße ab.
Wir wollen ans Meer, das angeblich schon warm genug ist zum Baden. Wir steigen um auf Fußgänger und durchqueren den Ort. Der Strand ist breit und dehnt sich endlos nach Süden aus. Er geht in den Strand von Carnon über, dem Hausstrand von Montpellier und er Einflugschneise des Flughafens.
Jetzt hält mich nichts mehr. Ich weiß noch nicht, welche Temperatur mich erwartet. Ich weiß allerdings, dass ich auf jeden Fall baden gehen werde – egal wie kalt das Wasser ist. Es geht sehr flach ins Meer. Ich gehe weiter und weiter – der große Kälteschock bleibt aus. Das Wasser ist regelrecht warm.
Eine Frau, die schon weiter hinausgeschwommen ist, bestätigt mir, dass es ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit ist, und dass sie es – so wie ich auch – einfach nur genießt.
Technische Daten – Mittelmeer.
Der Tag beginnt im Nebel und soll sehr heiß werden. Wir beschließen Arles links liegen zu lassen und die endlos langen Strecken durch die Camargue so früh wie möglich zu passieren. In Beaucaire und Tarascon verabschieden wir uns von der Rhône, der wir auf dieser Reise nicht mehr begegnen werden.
Kein Schatten, kein Picknickplatz. Auf dem letzten Stück des Canal du Rhône à Sète riecht man schon das Meer. Der auffrischende Gegenwind kühlt angenehm in der Hitze.
9. Etape – Villeneuve d´Avignon – La Grande Motte
Merkmal | Beschreibung |
Streckenlänge | 112 Kilometer |
Gesamtkilometer | 940 Kilometer |
Wegbeschaffenheit | Straße, Radwege, Holperstrecken |
Wetter | Sonnig, heiß |
Besonderheiten | Camargue Mittelmeer |
mittelMEER.
In Le Grau du Roi endet der Canal und wir treffen auf das Mittelmeer. Nach Über 900 km mit dem Fahrrad haben wir das Mittelmeer erreicht. Das ist schon ein ergreifender Moment. Wie schön es auch immer ist, ans Meer zu kommen, aber aus eigener Muskelkraft habe ich das bisher noch nicht geschafft.
Das obligatorische Foto ist fällig – am Montag vor einer Woche waren es die gepackten Fahrräder. Heute ist es Andreas vor dem Meer. Eine aufmerksame ältere Dame im schicken Badeanzug fragt uns, ob wir ein Foto mit uns beiden möchten. Natürlich, wenn sie so nett fragt. So kann sie auch gleich die wichtigsten Informationen erhalten, die sie dann ihrer Freundin weitererzählt…
Ein paar Kilometer weiter überqueren wir die für heute letzte Brücke und erreichen das Departement Herault. An der Strandpromenade kommt La Grande Motte am besten zur Geltung. Vor ein paar Jahren war ich das erste Mal mit unserer Tochter hier. – Vorher fand ich das ja einen scheußlichen Ort. – Nachdem ich mich mit der Entstehungsgeschichte befasst habe, die einen Teil der Spanienurlauber in Frankreich abfangen wollte und entsprechende moderne Unterkünfte zur Verfügung stellen wollte, finde ich das Ensemble sehr spannend – die Geschichte erzähle ich Euch aber irgendwann später einmal… Wir sind aktuell wohl noch 135 km von Pardailhan entfernt – spätestens am Donnerstagnachmittag könnten wir dort einfahren…