6. Etappe. wegeDIVERSität.
[deutsch, Français, English] 6. Etappe: Einfahrt nach Lyon, weiter nach Vienne bis ins Departement Ardèche. Entrée à Lyon, par Vienne au département Ardèche. Arrival at Lyon, via Vienne to the department Ardèche. Aus dem Grünen kommen wir mitten durch Lyon und werden in Vienne Jahrhunderte zurückversetzt, bevor uns die Natur wieder hat. Die Streckenführung und die Wegebeschaffenheit sind heute ein bestimmendes Thema.
Villette d`Anthon – Lyon.
Aus dem Staub an unseren Taschen und Rädern lässt sich unsere heutige Tour gut rekonstruieren, die wir als „Halbtagestour“ schon vor 17 Uhr beenden. Nach einer großen Mittagshitze und 104 km reicht es uns und wir freuen uns schon auf ein leckeres Abendessen, das es im Hotel geben soll. Aber zurück zum Tagesanfang.
Los geht es nach einem ausführlichen Frühstück. Durch den Ort, über die Felder und direkt hinunter an die Rhône. Andreas ist do freundlich und schleppt unsere Räder die Treppe runter. Über einen festen Schotterweg geht es direkt am Ufer Richtung Lyon. Je näher wir der Stadt kommen, desto mehr belebt sich der Weg. Jogger sind in Gruppen unterwegs, Fußgänger, Hundehalter, E-Biker, alle wollen die Morgenkühle nutzen. Wir passieren den Grand Parc Miribel – Jonage. Kurz vor Lyon dann das erste Entfernungsschild: 368 km bis zum Meer…
Um die Rhônepromende zu erreichen, fahren wir an unterschiedlichen Autobahnen entlang, baulich weit und sicher getrennt – nicht immer schön, aber etwas Grünes wächst immer am Weg. Nett ist das Autobahn-Ende-Schild, als auch wir in eine andere Richtung abzweigen. Endlich kommen wir auf die Trasse, die direkt in die Stadt führt.
Lyon.
Es ist Samstagvormittag und alles, was kreucht und fleucht, ist an der Uferpromenade unterwegs. Aus dem Gebüsch schießt ein Kinderwagen auf den Weg, ein Kleinkind rennt auf die Fahrradstreifen und wird fast von den Rennradfahrern überfahren, während sein Vater ihm zu erklären versucht, dass es gefährlich ist, die Asiaten lerne gerne Fahrradfahren auf Leihfahrräder, ein englisches, älteres Paar blockiert mit seinen Rädern den Weg und nimmt dies gar nicht wahr.
Sobald am Rand der Promenade Holzliegen auftauchen, lassen wir uns darauf nieder und schauen dem bunten Treiben zu. Nach insgesamt rund 530 Kilometern sind wir tatsächlich mit dem Fahrrad in Lyon angekommen – mitten in dieser wundervollen Stadt. Wir sind gerne hier, heute wollen wir aber nur durchfahren. Die Liste mit alles, was wir hier entdecken und besichtigen wollen, wird immer länger…
Wir fahren weiter in Richtung Confluence – dem Zusammenfluss von Saône und Rhône, wo das futuristische Gebäude des Museums der Confluence steht. Eine moderne Brücke führt uns hinüber ans andere Ufer. Wie oft sind wir auf der Autobahn schon daran vorbeigefahren und haben dabei nie eine andere Perspektive sehen können. Der Radweg ist deutlich ausgeschildert und führt uns durch das Wirrwar an Autobahn, Straßen, Straßenbahn etc.
Lyon – Vernaison.
Auf der Autobahn folgen jetzt endlose Kilometer durch hässliche Industriegebiete. Wir erwarten das Schlimmste. Der Radweg führt durch die Vororte von Lyon, auf einer ganz normalen Straße mit ganz normalen Bäumen und Sträuchern. Später fahren wir durch ein Gewerbegebiet, das heute am Samstag, ganz ruhig ist.
Dann wird es spannend, denn es kommen die Autobahn, mehrere große Straßen und zwei Radfahrer auf der Suche nach dem richtigen Weg. Das eindeutigste wäre die Autobahn. Die Straßenschilder der einen Straße klingen auch nicht schlecht. Doch erst als wir eine Ehrenrunde drehen, sehen wir den zweispurigen Radweg, der zwischen der Autobahnzufahrt und der „Bundes“straße verläuft. Die Zufahrt ist aus der Richtung, aus der wir kommen definitiv nicht zu erkennen. Betonmauern schützen uns gegen den Autoverkehr.
Danach folgen wir dem Straßenverlauf durch Dörfer, vorbei an langen Steinmauern, hinter denen wir Schlösser und Herrenhäuser vermuten. Unter uns verläuft die Bahntrasse und die Autobahn ist weder zu sehen noch zu hören.
In Vernaison treffen wir auf den ersten typisch französischen Markt – leider sind unsere Packtaschen voll. Wir überqueren zwei typische Rhônebrücken, bevor der nächste Streckenabschnitt startet.
Vernaison – Givors. Diesen Streckenabschnitt unbedingt MEIDEN!
Wir kommen auf eine Schotterstraße, an der links ein Industriegebiet liegt und rechts direkt die Rhône fließt. Sehr bald biegen wir einen Radweg ein, der mit rotem Sand als solcher kenntlich gemacht wird. Im Schwarzwald finde ich solch schmalen Wanderwege sehr schön, als überregionalen Radweg halte ich ihn für etwas unterdimensioniert. Ich wage nicht an Gegenverkehr zu denken.
Die Wegführung ist sehr schön, unterhalb des Industriegebiets führt der Weg direkt durch die Vegetation, die uns vom Ufer trennt. Immer wieder überqueren wir Schotterwege. Manche Steigung, manche Passage und manche sandige Strecke sind für unsere Räder mit Gepäcktaschen nur schwer zu bewältigen. Und dann – ups – kommen wir an der Autobahn raus.
Wir fahren über die Autobahn, unter Bahnlinie durch und quälen uns einen steilen Berg hoch. Dann führt der Weg ins Grüne. Ein schmaler Sandweg führt oberhalb von besagter Bahnlinie und Autobahn als „Provisorischer Weg“ der ViaRhôna entlang. Stellenweise wird der Weg sehr schmal und auch sehr steil, das kann gefährlich werden. Doch auch das hat ein Ende. Wir überqueren eine Straße – hätten wir sie doch nur direkt genommen – und kommen auf einen geschotterten Weg, den wir kaum fahren können.
Als wir an die Brücke vor Givors kommen, regelt eine Ampel den einspurigen Verkehr.
Es war sehr abenteuerlich und zeitintensiv, diese Wegstrecke zurückzulegen.
Vienne.
Der Weg verläuft wieder auf Asphalt und wir erreichen Vienne. Eine kurze Stadtbesichtigung gönnen wir uns. Die Kathedrale St. Maurice überragt das Stadtbild. Hier wurde im 12 Jahrhundert ein Papst gekrönt und später der Orden der Tempelritter verboten. Mich faszinieren die Friese aus dem 13. Jahrhundert.
Mitten in der Stadt dominiert ein alter, gut erhaltener Tempel einen wunderschönen Platz und die Reste des Theaters sind in einem archeologischen Garten zu bewundern. Auf der anderen Uferseite gibt es ein Gallo-römisches Museum, dessen Architektur so modern ist, wie die Exponate alt sind.
Vienne – Serrière.
Der Weg führt uns jetzt weiter am Flussufer entlang, auf asphaltierten Wegen. Wir passieren Condrieu. Die Rebhänge ragen steil in den Himmel und mit Viognier wird eine Weissweintraube angebaut, die einen intensiven Geschmack nach Quitten und ein bisschen Honig hat. Nein, in dieser Mittaghitze habe ich nichts verkostet… Das Abendessen steht ja noch aus.
Die Anzahl der Radfahrer nimmt stetig zu. Immer mehr Räder sind mit Packtaschen beladen und auf den Weg Richtung Süden – viele mit Antrieb, doch auch einige nur mit Muskelkraft. Immer häufiger treffen wir auch auf Reparaturstationen mit Luftpumpe und Werkzeug. Unsere Reifen bekommen erst einmal ein bisschen Luft…
Den asphaltierten Weg erobert sich die Natur nach und nach zurück, denn die Wurzeln sprengen den Belag. Die Natur besteht aus Auenwäldern, Feldern und Wiesen… und Kirschbäumen. Als Qualitätsexperte für den Reifegrad von Kirschen bestätigt Andreas: Sie sind reif!
Eine letzte Brückenquerung und wir haben nach 104 Kilometern unser Tagesziel erreicht. Auch ohne Vorreservierung bekommen wir ein Zimmer, und hoffentlich ein gutes Abendessen.
Technische Daten – Lyon…
Die bekannten Orte an der Rhône tauchen auf – allem voran Lyon. Endlich kommen wir direkt in Vienne vorbei, das einen Abstecher lohnt. Auch die Weinregion, die man ansatzweise von der Autobahn sieht, dehnt sich endlos aus. Auf der Ebene unter hochsommerlichen Temperaturen machen wir einfach mal früher Wochenende…
6. Etape – Villette- d´Anthon – Serrière
Merkmal | Beschreibung |
Streckenlänge | 104 Kilometer |
Gesamtkilometer | |
Wegbeschaffenheit | Straße, Radweg und die Katastrophe |
Wetter | Sonnig, heiß |
Besonderheiten | Besichtigung von Vienne |
Das Abendessen im Restaurant Le St. George in Serrière
beSICHTigungen.
Auf der gesamten Strecke liegen eine Menge Besichtigungsziele, ob Landschaften, Museum oder Orte. Gerade die Strecke zwischen Genf und Lyon hat einiges zu bieten. Dieser Landstrich ist mir auch völlig unbekannt.
Mit dem Fahrrad gibt es zwei praktische Probleme für Besichtigungen. Zum einen kommen wir an einem Ort vorbei, dann wenn er auf dem Weg liegt. An Öffnungszeiten können wir uns nur schlecht orientieren. Gerade vormittags sind wir dann schon vorbei, bevor die Einrichtung öffnet. Das zweite Problem stellen die Fahrräder mit Gepäcktaschen dar. Diese möchten wir so nicht abstellen.
Gerade die Rhône werden sicherlich noch oft entlang kommen. Und so ergeben sich immer neue Abstecher…
2 Antworten
Liebe Pia & Andreas,
jetzt habt Ihr es schon bis Lyon geschafft – ein zurück gibt es jetzt natürlich nicht mehr ! Das Meer kommt näher und an der Rhone entlang lassen sich bestimmt gut 100 Km Tages- Etappen fahren. Eure Tagesberichte sind ganz fantastisch und so ausführlich. Ich frage mich, wie Ihr das nach einem anstrengenden Tagestrip noch alles schafft. Das Muesum Confluences am Zusammenfluss Rhone, Saone ist sicherlich ein Besuch wert. Wir haben es leider auch nur vom Wasser aus gesehen. Dies würde ich mir gerne beim nächsten Lyon-Besuch ansehen. Das Ihr auch kulinarisch gerade in der besten Region Frankreichs seit, beweisen die Bilder von Euren letzten Abendessen. Da kann man richtig neidisch werden.
Für Eue weitere Fahrt wünschen wir Euch gut ausgebaute Fahrradwege, noch viele erlebnisreiche Tage und natürlich eine unfallfreie Reise bis Beziers.
Gruss vom Tuniberg von Peter & Claudia
Salut liebe Pia und lieber Andreas und Chapeau, dass ihr schon die Hälfte eurer Strecke geschafft habt und es ist sehr unterhaltsam eurem Bericht und den schönen Bildern zu folgen. Vielen Dank für die schöne Idee 🌸
Viel Erfolg und Durchhaltevermögen weiterhin und genießt das savoir-vivre.
Ganz liebe Grüße aus dem flachen Karlsruhe und ich freue mich schon auf den nächsten Eintrag 🤗
Diana